Ostseezeitung vom 18.1.2021, Autor Raik Mielke
Kauf der „Waldschenke“: Das haben Mitglieder des Grimmener Polizeischützenvereins entschieden
Die Vereinsmitglieder des Grimmener Polizeischützenvereins haben bei der Mitgliederversammlung am Sonnabend den Kauf der „Waldschenke“ beschlossen. Zudem wird der Verein 100 000 Euro in den Schallschutz und die Erneuerung zweier Anlagen investieren.
Grimmen
Auf einmal musste alles ganz schnell gehen. Bei der durch das Gesundheitsamt bewilligten Versammlung am Sonnabend, schufen die Mitglieder des Grimmener Polizeischützenvereins die Grundlage für den Kauf der „Waldschenke“. Zudem wird der Verein auf dem Schießplatz in den kommenden Wochen 100 000 Euro in den Schallschutz und die Sanierung zweier Anlagen investieren.
Marco Jahns: „Notwendiger Schritt, um den Fortbestand des Polizeischützenvereins zu gewährleisten“
Der Grimmener Schießplatz gehört zu den größten und modernsten Anlagen des gesamten Landes. Quelle: Raik Mielke
Vorgeschichte: Kurz vor Weihnachten erfuhr der Vorstand des Grimmener Polizeischützenvereins, dass die „Waldschenke“, welche direkt an den Schützenplatz angrenzt, verkauft werden muss. Der Besitzer, die Stadtwirtschaft GmbH Grimmen, hatte zuvor vom Landesrechnungshof die Auflage bekommen, das Objekt aus finanziellen Gründen zu verkaufen. Ein Privatkäufer war bereits gefunden. „Die Nachricht hat uns natürlich wie ein Schlag getroffen“, sagt PSV-Präsident Marco Jahns und erklärt: „Der Verkauf des Objektes in private Hände würde aus unserer Erfahrung zwangsläufig das Aus des Grimmener Schießplatzes bedeuten. Das Gebäude grenzt direkt an unser Gelände und es würde mit Sicherheit zu Problemen bezüglich der Geräuschemission kommen. Dies wiederum würde zu Einschränkungen oder Verboten im Trainings- und Wettkampfalltag führen. Vize-Präsident Mike Stöcker ergänzt: „Um für solch ein nahe stehendes Gebäude den Emissionsschutz zu gewährleisten müsste man mit Sicherheit zwei Millionen investieren. Wir kennen viele Beispiele, die dadurch zu Schließung von Anlagen geführt haben.“ Der Verkauf an die Privatperson konnte in einem ersten Schritt abgewendet werden. Jedoch mussten sich die Verantwortlichen sehr schnell Gedanken machen, wie man weiter vorgehen will. „Wir kamen zu dem Entschluss, dass es nur eine Möglichkeit gibt. Wir müssen die ’Waldschenke’ als Verein kaufen“, sagt Marco Jahns.
Konkret bedeutet dies: Der Verein muss binnen kürzester Zeit den Kaufpreis in Höhe von 160 000 Euro aufbringen. „Dies war der erste Schritt. Ich konnte die Gesellschafter davon überzeugen, dass dieses Gebäude unbedingt an den PSV gehen muss“, betont der Präsident.
Mitglieder sprechen sich für den Kauf der „Waldschenke“ aus
Kurzerhand wurde zu einer ordentlichen Mitgliederversammlung eingeladen. „Um diese in Corona-Zeiten durchführen zu können, brauchte es die Genehmigung des Gesundheitsamtes. Aufgrund der Dringlichkeit haben wir das Okay bekommen“, sagt Marco Jahns.
Die Trapanlage wird komplett saniert. Die Arbeiten haben bereits begonnen. Insgesamt werden über 100 000 Euro investiert. Quelle: Raik Mielke
Am Sonnabend stellte er so den anwesenden Mitgliedern die Problematik vor. Der Plan: Jedes Mitglied über 18 Jahre investiert 1000 Euro in den Kauf der Immobilie. Dies betrifft beim PSV 152 Personen, was eine Summe von 152 000 Euro ergibt. Die zusätzlich benötigte Summe will der Verein dann aus Eigenmitteln und Spenden tragen.
In einer kurzen, aber sehr emotional geführten Diskussionsrunde sprachen sich die Mitglieder dann, bis auf zwei Stimmenthaltungen, einstimmig für den Kauf der „Waldschenke“ aus. Der Vorstand hat somit eine Verhandlungsgrundlage geschaffen. „Wir bieten unseren Mitgliedern an, die Summe binnen fünf Jahre zu zahlen, was eine jährliche Belastung des Einzelnen von 200 Euro bedeutet“, erklärt Jahns. Wie der PSV-Präsident erklärt, starten bereits in der kommenden Woche die Verhandlungen. „Ich bin begeistert, über den Zuspruch unserer Mitglieder. Alle Anwesenden haben den Ernst der Lage erkannt und unsere Idee als Einheit unterstützt. Das ist ein tolles Zeichen“, sagt er.
PSV investiert 100 000 Euro in den Schallschutz
PSV-Präsident Marco Jahns, Heike Hübner (stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Grimmen) und PSV-Vizepräsident Mike Stöcker schauten sich auf dem Gelände um. Auf dem Grimmener Schießplatz sollen bis Ende April, Investitionen in Höhe von über 100 000 Euro getätigt werden. Quelle: Raik Mielke
Dabei wäre eine andere erfreuliche Nachricht fast untergegangen. Der Grimmener Schießplatz zählt seit Langem zu den größten und modernsten Einrichtungen des gesamten Landes. Und es wird weiter investiert. Bis zum April sollen zwei Schießstände mit neuer Schallschutztechnik ausgestattet und modernisiert werden. Ein Vorhaben, dass 100 000 Euro kostet. „Es ist die größte Investition der vergangenen Jahrzehnte. Durch das Bemühen von Wirtschaftsminister Harry Glawe wird dieses Großprojekt mit 60 000 Euro gefördert. Das Geld fließ aus Mitteln der Richtlinie zur Förderung des Sportstättenbaus und unterliegt somit dem Sozialministerium.
Die restlichen 40 000 Euro sind Eigenmittel des Vereins. „Wir als Stadt stehen zu 100 Prozent hinter unseren Vereinen. Der Schießplatz spielt hierbei eine wichtige Rolle. Es ist ein sportlicher Treffpunkt für viele Generationen“, erklärt Grimmens stellvertretende Bürgermeisterin Heike Hübner.
Schützen haben 194 Mitglieder
Und der PSV Grimmen zählt zu den größten Vereinen der Stadt. Er hat 194 Mitglieder und über 1000 Leute, die regelmäßig auf der Anlage schießen. Neben dem behördlichen Schießen der Polizei wird die Anlage in erster Linie für das sportliche und jagdliche Schießen genutzt. Es gibt eine breit aufgestellte Jugendabteilung, die zuletzt deutschlandweit für Furore sorgte. Mehrfache deutsche Meistertitel wurden eingefahren und junge Bundeskader-Schützen gehen wöchentlich ihrem Training nach.
„Man kann zweifelsohne sagen, dass es in Grimmen einen der attraktivsten Plätze des gesamten Landes gibt. Wir wollen diese überaus positive Entwicklung auch in den nächsten Jahren fortführen“, betont Marco Jahns.