Westerschießen – bei uns Western – welche Erinnerungen aus Kinder- und Jugendtagen verbinden uns mit dem Mythos?
Ob DEFA – Indianerfilme, harte Western aus dem damaligen “Westfernsehen”, ob Bastei – Romane a la Lassitter, die Mosaik – Reihe der Digedags in Amerika oder der Kinderfasching im Cowboykostüm mit Zündplätzchen – Colt’s. Selten hat eine geschichtliche Epoche wie diese die Menschen so beschäftigt. Lag es an den wilden Indiankämpfen, Bank- und Postkutschenüberfällen, spannenden Duellen, der Atmosphäre am Lagerfeuer in der Prärie mit ihrer unendlichen Weite, dem Heulen der Kojoten oder dem Wiehern der Pferde? Vielleicht auch an den Schießkünsten der Westernhelden, den Geräuschen beim Spannen und Repetieren von Colt und Winchester.
Die Erfüllung dieses Kindheitstraumes ist – zu mindestens teilweise – in Grimmen Wirklichkeit geworden. Das Grimmener Westernschießen, die “Baltic Sea Jamboree”, setzt 2017 mittlerweile zum 20. Mal diese Tradition fort. Streng organisiert nach dem Reglement des BDS (Bund Deutscher Sportschützen), der als Verband eigens für die Disziplin ein Sporthandbuch mit Wettkampf- und Sicherheitsregelungen erstellt hat. Nach der persönlichen Eignung, dem bestandenen Sicherheits- und Regeltest für den richtigen Umgang mit den Waffen, sind das entsprechenden historische Outfit und die Benutzung von originalen oder replikagetreuen Waffen aus jener Zeit Vorraussetzung. Im Einzelnen bedeutet das; für eine Teilnahme am BDS – Westernschießen sind zwei Single-action-Revolver mit starrer Visierung, ein mindestens 10 – schüssiger Unterhelbelrepetierer für Kurzwaffenmunition (.38 Spl – .45 LC) sowie eine Querflinte ohne Ejektor unabdingbar. Wer über dieses “Arsenal” nicht verfügt – Westernschützen helfen und unterstützen sich gegenseitig. Die Wettkampfregeln sind verhältnismäßig einfach. Pro Durchgang (Stage) gibt es für jede Waffe ein Papp-, Fall- oder Pendelziel pro Schuss. Nachdem vom Timer, einem Schall – Zeit – Messgerät, das Startsignal ertönt, ist derjenige Sieger der Stage, der in der geringsten Zeit alle Ziele getroffen hat. Pro Fehlschuss gibt es 5 Strafsekunden zusätzlich. Die Abfolge der Waffen sowie die Ziel – Trefferfolge sind unterschiedlich und vorgeschrieben und werden bei Nichteinhaltung ebenfalls mit 5 Strafsekunden pro Fehler belegt. Ein Sicherheitsfehler laut Sportordnung wird mit 10 Sekunden geahndet. Grobe Verstöße haben eine Stage- oder sogar Matchdisqualifikation zur Folge. Die Addition der Platzierungen der einzelnen Stages ergibt die Gesamtplatzziffer, wobei die niedrigste den Matchsieger benennt.
Neben diesen Hauptwettkämpfen werden je nach Organisation und Zeit evtl. Sidematches durchgeführt, wobei zusätzlich eine Single – Short – Rifle, ein Büffelgewehr im Kaliber .30-30 bis .45-120b benötigt wird. Die Abläufe bleiben dabei dem Veranstalter überlassen. Trotz des Grundgedankens – Freude am Schießsport – steht die Sicherheit an oberster Stelle. Obwohl immer nur ein Schütze zur Zeit aktiv ist, wird er dabei von 3 Aufsichten (Range Officer) betreut. Wie bei jedem Wettstreit, der Hoffnung nach sportlichen Erfolg, wird auch in Grimmen das Westernschießen nicht nur aus langer Weile betrieben. Medallien und Platzierungen bei Landesmeisterschaften, Deutschen Meisterschaften und Europameistertitel im Westernschießen von z.B. Martin Görß unterstreichen den sportlichen Charakter dieser Disziplin.
Für eine Ausbreitung dieser Idee steht die Westerngruppe des PSV – Grimmen jedem Interessenten offen gegenüber. – die Verwirklichung eines Kindheitstraums ist nicht unmöglich! –